Die Schöpfungssage der Maori

Die Schöpfungssage der Maori 

„Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der Ursprung aller Dinge. 
Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles war Finsternis. Nie waren sie getrennt gewesen. Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten den Unterscheid zwischen Licht und Finsternis zu entdecken - zwischen Nacht und Licht; denn die Menschen waren zahlreich geworden, aber die Finsternis währte fort. Die Finsternis war ohne Grenzen vorhanden und das Licht noch nicht vorhanden. 

So ratschlagten sich die Söhne Rangis, des Himmels, und Papas, der Erde, miteinander und sprachen: Lasset uns Mittel suchen, um Himmel und Erde zu vernichten. Darauf sprach Tumatauenga: Lasset uns die beiden vernichten. Lasset den einen emporsteigen und für uns ein Fremder werden, den anderen lasset unten bleiben und uns eine Mutter sein. So beschlossen die Kinder des Himmels und der Erde, ihre Eltern voneinander zu reißen. Tawhiri-Matea allein hatte Mitleid mit ihnen. Fünf beschlossen, sie zu trennen, nur einer hatte Mitleid. 

So suchten sie durch die Vernichtung ihrer Eltern die Menschen zu vermehren und gedeihen zu machen, und im Andenken an diese Dinge sagt man: Die Nacht! Die Nacht! Der Tag! Der Tag! Das Suchen, das Ringen nach dem Licht! Nach dem Licht!
Nun erhob sich Rongo-Matana, um den Himmel von der Erde zu trennen, aber es gelang ihm nicht. Dann versuchte Haumia-Tikitiki seine Kraft, aber es gelang auch ihm nicht. Dann erhob sich Gangaroa, um seine Eltern auseinander zu reißen. Aber er konnte es nicht tun. Tumatauenga versuchte es dann, doch auch sein Bemühen war erfolglos. 
Zuletzt erhob sich Tane-Maliuta, der Waldgott, um gegen Himmel und Erde zu kämpfen. Seine Arme erwiesen sich als zu schwach, so beugte er sein Haupt nieder, stieß mit den Füßen nach oben und riss sie auseinander. Da wehklagte der Himmel und rief die Erde: Wehlab dieser Mord? Warum diese große Sünde? Warum willst du uns vernichten? Warum willst du uns trennen? Aber was kümmert dies Jane? Aufwärts sandte er den Einen, abwärts die Andere; und daher spricht man: Tane stieß, und Himmel und Erde wurden geschieden. Er ist´ s, der die Nacht vom Tage getrennt hat.“

Quelle: Erich Neumann - "Die Entstehung des Bewusstsein"